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Mittwoch, April 16, 2025

DTM-Legende Ruch über die Faszination Mustang und das Ford-Comeback

Gerd Ruch war mit dem Ford Mustang 5.0 GT ein echter Publikumsliebling. Von 1988 bis 1995 startete der Berliner mit seinem eigenen Team Ruch Motorsport in über 100 DTM-Rennen. Als Privatfahrer trat Ruch gegen die Werkskonkurrenz an. Mit viel Leidenschaft und unermüdlichem Einsatz bekam er schnell Kultstatus. Über 30 Jahre nach Ruchs letzten DTM-Rennen im legendären Mustang feiert Ford dieses Jahr sein Comeback. Das DTM-Renndebüt der beiden Mustang GT3 von HRT Ford Performance wird Ruch beim Auftakt in Oschersleben (25. bis 27. April) live vor Ort verfolgen und auch an der Autogrammstunde mit den DTM-Fahrern teilnehmen. Im Interview spricht Ruch über die DTM-Rückkehr von Ford, besondere Fan-Momente und das Leben als Underdog im Profi-Motorsport.

Wie hat es sich angefühlt, beim offiziellen DTM-Testtag in Oschersleben ein paar Runden in Ihrem alten Ford Mustang zu drehen?
Für mich war es ein riesiger Spaß. Auch wenn wir nur Demorunden gefahren sind: Es ist immer wieder schön, in diesem Fahrzeug zu sitzen. Einige Tage nachdem ich erfahren habe, dass Ford mit dem Mustang in die DTM zurückkehrt, bekam ich einen Anruf von Stefan Mücke. Er hat meinen alten Mustang neu aufgebaut und sagte mir, dass HRT Ford Performance gerne etwas mit mir machen möchte. Ich war überrascht, dass diese Anfrage von so hoher Stelle kam und man sich nach so vielen Jahren überhaupt noch an uns erinnert.

Das DTM-Comeback des Ford Mustangs hat eine große Euphorie ausgelöst. Wie erklären Sie sich diese Begeisterung?
Ich glaube, das liegt an der besonderen Zeit, die wir damals in der DTM erlebt haben. Es war eine großartige Atmosphäre, an die sich die Leute gerne zurückerinnern. Die DTM aus der damaligen Zeit versprüht auch nach Jahrzehnten noch ihren ganz eigenen Charme. Noch heute kommen Leute mit Autogrammwünschen auf mich zu. Der Mustang war eines der ersten Autos, mit dem sich die Leute identifizieren konnten. Eines, das man auch auf der Straße sieht. Ich bin überzeugt, dass auch die GT3-Version die Zuschauer der DTM begeistern wird.

Wie kam es zu Ihrer Faszination für den Ford Mustang?
Das war offen gesagt ein Zufall. Der Mustang war einfach das Auto mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Meine Begeisterung für Amerika ist erst danach entstanden. Ich habe in den USA 16.000 Dollar für 540 PS bezahlt – das war unschlagbar. Eine Motorrevision kostete rund 4.000 bis 5.000 Dollar, während man für einen Motor von BMW oder Mercedes schnell 80.000 Mark hinlegen musste.

In der DTM waren Sie als Privatfahrer in der Rolle des Underdogs. Woher kam die Motivation, gegen die Profis und Hersteller anzutreten?
Ich wollte immer gegen die Großen kämpfen und in der DTM fahren. Das war mit so einem kleinen Budget natürlich wie David gegen Goliath, aber mit unglaublich viel Herzblut. Am Donnerstagabend habe ich noch an dem Auto geschraubt, danach wurde es eingeladen und wir sind zur Rennstrecke gefahren. Viel Schlaf gab es für mich nicht, weil ich ja noch eine Firma hatte. Für uns galt damals in der DTM, den Anschluss zur Spitze nicht zu verlieren und möglichst oft die Zielflagge zu sehen.

Sie sind in Hockenheim mal auf dem zehnten Platz in die Punkte gefahren. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Das war ein schönes Erlebnis, die Zuschauer haben sich damals sehr für uns gefreut. Allerdings lag unser Fokus eigentlich immer auf dem Kampf mit den Privatfahrern wie Georg Severich und Günther Murmann. Wenn wir uns gegen sie behaupten konnten, war das für uns ein Erfolg. Generell war meine gesamte Zeit in der DTM ein Höhepunkt für mich.

Als Privatfahrer mit Ihrem eigenen Team waren Sie ein echter Publikumsliebling. Gab es besondere Momente mit den Zuschauern?
Die Treffen mit den Fans waren immer sehr positiv. Teilweise standen die Leute schon am Aufbautag mit ihren Alben bei uns am Zelt und wollten Autogramme haben. Verblüffend war auch, wie gut informiert die Fans teilweise waren. Manche kannten mein Leben besser als ich selbst, das war schon bemerkenswert.

Würde es Sie reizen, den aktuellen Ford Mustang GT3 zu fahren?
Darüber habe ich mit dem Team schon gesprochen. Das würde ich natürlich gerne mal machen. Für mich ist aber immer wichtig: Wenn ich mit anderen Autos fahren, möchte ich auf keinen Fall etwas kaputt machen. Aber grundsätzlich wäre das sicherlich etwas, was mich reizen würde.

Foto: Gruppe C Photography

Denis Guenther
Denis Guenther
Denis Günther ist der Kopf vom motorsport-life.com Network. Seit 2003 hauptberuflich im Motorsport tätig ist er auf allen Rennstrecken in Europa zuhause. Egal ob Tourenwagen oder Endurosport, in allen Bereichen ist er der Experte.