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Sonntag, Dezember 22, 2024

Und am Ende gewinnt Graham Jarvis! Im Alter von 47 Jahren holt sich der König der Karpaten seinen siebten Red Bull Romaniacs Titel.

Offroad Tag 4: Zum großen Finale der 19. Ausgabe ‘In Madness We Trust’ wurde es noch einmal richtig heiß und die Luftfeuchtigkeit stieg ins Unermessliche. Die Rennstrecke war trocken, der Grip gut und die Pace dementsprechend hoch. Bis zum Ziel am Gusterita Hillclimb zählte wieder jede Sekunde. 

Am Start lag ein Knistern in der Luft und man konnte die Spannung förmlich spüren. Heute ging es nochmal um alles. Graham Jarvis (GBR, Husqvarna)  ging mit einem Vorsprung von 15 Minuten und 44 Sekunden auf Theodor Kabakchiev (BUL, KTM) ins Rennen. Für Mario Roman (ESP, Sherco) war der zweite Platz noch greifbar und hinter ihm lauerten Michael Walkner (AUT, GAS GAS) und Trystan Hart (CAN, KTM) auf ihre Chance. Seitdem Manuel Lettenbichler (GER, KTM) mit einer Zeitstrafe von zwei Stunden, chancenlos im Rennen um den Gesamtsieg ist, fährt er um Tagessiege und kämpft mit Vollgas um wichtige Punkte für die FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft.

Graham Jarvis versuchte trotz allem cool zu bleiben, ein konstantes Rennen abzuliefern und grobe Fehler zu vermeiden. Allerdings schien der Plan nicht aufzugehen und Jarvis machte heute mehr Fehler als an den anderen Tagen zusammen. Da Theodor Kabakchiev und Mario Roman keine Schwäche zeigten, blieb es zunächst einmal spannend.

Streckenchef Teo Isaac wollte auch einen Teil dazu beitragen und hatte auch am letzten Tag kein Erbarmen. Auf das unglaubliche Niveau der Topfahrer, kennt er offenbar eine Antwort: noch mehr anspruchsvolle Gold Loops! So stellten sich den Fahrern heute unzählige Highlights in den Weg:  ‘Momentum’, ‘We love you Teo’, ‘Dutch oven’, ‘Flying Ford’, ‘Steroid’, “Ventilator’ und ‘Wolfsnest’ waren nur einige davon. Und kurz vor dem Ziel am Gusterita Hill Climb wartete noch ein letzter Test auf die Fahrer. Die heutige “Live Maniacs” Sektion war die schwierigste der ganzen Woche und musste wieder dreimal absolviert werden. Alleine der Einstieg am “Cliffhanger” war so steil, dass die wenigsten Menschen auf die Idee kommen würden, zu Fuß hier hoch zu klettern. Dort mit einer Enduro hoch zu fahren, fällt wohl nur Martin Freinademetz, dem Erfinder und Organisator der Red Bull Romaniacs ein. Aber egal, was er sich auch einfallen lässt, die besten Fahrer der Welt sind nicht klein zu kriegen. Sie ließen das Unmögliche möglich werden und zwar so, dass es fast schon wieder einfach aussah.

Mario Roman (ESP, Sherco) kam im Laufe der Rallye immer besser in Schwung und konnte gestern bereits einiges an Zeit auf Theodor Kabakchiev gut machen. Ohne die Probleme mit der Hitze und Dehydrierung am zweiten Tag wäre sicher noch mehr drin gewesen. Unter diesen Umständen kann er mit dem dritten Platz overall zufrieden sein. Im Kampf um die FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft profitiert er von Lettenbichlers Pech und wird nach den Red Bull Romaniacs die Führung übernehmen.

Nachdem er letztes Jahr bereits immer wieder vorne dabei war, konnte Theodor Kabakchiev (BUL, KTM) dieses Jahr noch eine Schippe drauflegen. Mit einer Kombination aus Speed, Fitness und etwas jugendlichem Leichtsinn konnte er sein technisches Defizit ausgleichen und war somit in der Lage, den Speed an der Spitze bis ins Ziel mitzugehen. Er konnte sich gegen Mario Roman durchsetzen und landete als Zweiter auf dem Podium.

In der Gold Klasse bildeten sich dieses Jahr zwei Gruppen. Die schnellsten fünf Fahrer, zu denen auch Trystan Hart (CAN, KTM) und Michael Walkner (AUT, GAS GAS) zählten, hatten maximal 38 Minuten Rückstand auf den Sieger. Der schnellste Junior Matthew Green (ZAF, KTM) landete auf Platz sieben in der Gold Klasse und hatte bereits einen Rückstand von über drei Stunden auf die Spitzengruppe. 

Am Ende ging die Strategie von Graham Jarvis (GBR, Husqvarna) auf und der 47-jährige Engländer konnte seinen siebten Red Bull Romaniacs Titel einfahren. Jarvis genießt höchsten Respekt unter seinen Konkurrenten. Er ist eine Legende und ein Aushängeschild für den Hard Enduro Sport und trägt absolut verdient den Spitznamen “König der Karpaten”. 

Graham Jarvis: “Ich habe mich das ganze Rennen über sehr gut gefühlt, aber heute musste ich auf die Zähne beißen. Ich hatte keine Kraft mehr und musste ein paar Fahrer ziehen lassen. Ich habe nur noch versucht, mich irgendwie ins Ziel zu retten. Ein Jahr nach meiner Verletzung war ich froh, überhaupt wieder fahren zu können. Im Alter von 47 Jahren sogar noch einmal zu gewinnen, ist einfach unbeschreiblich. Ich glaube, das ist der beste Sieg meiner Karriere.”

In der Silber Klasse konnte sich Chris Birch (NZL) mit der großen 500er Viertakt KTM  gegen seinen jungen Konkurrenten aus Frankreich durchsetzen. Fabien Poirot (FRA) war die ganze Woche im Rennen um den Gesamtsieg und musste sich nur knapp geschlagen geben. Ebenso konstant unterwegs war der Australier Adam Giles (AUS), der sich mit dieser Leistung über den letzten Platz auf dem Podium freuen durfte. 

Für die Fahrer der Bronze Klasse stand heute der härteste Tag im Programm. Nach einem Katz und Maus Spiel über mehrere Tage hinweg, konnte sich schließlich Edgar Silins (LVA) durchsetzen und die Gesamtwertung für sich entscheiden. Marius Achim Popovici (ROU) hielt die rumänische Fahne hoch und durfte sich mit vier Minuten Rückstand über Platz zwei freuen. Für die große Überraschung sorgte Matthias Walkner (AUT). Eigentlich wollte er nur mal in eine andere Disziplin hinein schnuppern, aber nach dem Triumph am ersten Offroad Tag, schaltete er in den “Race Mode” und stellte sein Rallye Bike nach vier harten Tagen auf Platz drei ab. 

Auch in der Iron und Atom Klasse stellte sich heute heraus, wer seine Hausaufgaben gemacht und ausreichend trainiert hatte. Der letzte Tag war für sie der schwerste. Alle, die es trotzdem ins Ziel geschafft haben, wurden von zahlreichen Zuschauern am Gusterita Hillclimb in Empfang genommen. 
Ovidiu Nistor (ROU) konnte sich in der Iron Klasse gegen Arron Flynn (GBR) und Richard Copsey (GBR) auf Platz drei durchsetzen.

Die Atom Klasse entschied Chris Beecroft (GBR) für sich, gefolgt von Hans Peter Haunschmid (AUT) und Markos Pantelides (CYP) auf Rang drei

Emanuel Gyenes (ROU) baute seinen Rekord weiter aus und konnte als einziger Fahrer bei allen 19 Ausgaben der Red Bull Romaniacs das Ziel erreichen. Zusammen mit seinen Dakar-Erfolgen macht ihn das in Rumänien zu einem wichtigen Aushängeschild für den Hard Enduro Sport. Trotz technischen Problemen am dritten Tag, kämpfte er sich als Sechzehnter der Silber Klasse ins Ziel. Drei Fahrer aus Sibiu waren am Start und durften sich über große Erfolge freuen. Mariu Achim Popovici wurde Zweiter in der Bronze Klasse und Ovidiu Nistor konnte die Iron Klasse gewinnen sowie Claudiu Bozesan als einundzwanzigster die Gold Klasse beenden.

Die Red Bull Romaniacs schaffen es jedes Jahr, auch als Veranstaltung die Limits zu pushen und etablieren neue Formate, um den Fans einen besseren Einblick zu ermöglichen. Dieses Jahr wurden die “Live Maniacs” zu einem vollen Erfolg. 
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Martin Freinademetz: “Ich bin sehr zufrieden, dass wir es auch in diesen schwierigen Zeiten geschafft haben, ein Rennen für Fahrer aus 52 Nationen zu organisieren. Mein hart arbeitendes Team hat es geschafft, den Fahrern ein Erlebnis zu ermöglichen, das sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Die Sicherheit der Fahrer ist uns ein großes Anliegen, deshalb würden wir niemals an den Sicherheitsvorkehrungen sparen. Ich möchte mich bei allen Rettungstrupps und Ärzten auf der Strecke für ihren Einsatz bedanken. In vielerlei Hinsicht war dieses Jahr eine gelungene Generalprobe für das 20-jährige Jubiläum im nächsten Jahr. Die”Live Maniacs” waren eine gute Möglichkeit, die Red Bull Romaniacs den Fans zuhause näher zu bringen. Die Erfahrung aus diesem Jahr wird uns helfen, das Erlebnis nächstes Jahr noch besser und den Hard Enduro Sport für die Mainstream Medien leichter zugänglich zu machen. Ich möchte mich im Namen von meinem Team bei allen Fahrern und Fans für eine erfolgreiche 19. Ausgabe bedanken.”

30/07/2022 – von Susan Mould und Dominique Essig

Foto: Szabo Attila

Denis Guenther
Denis Guenther
Denis Günther ist der Kopf vom motorsport-life.com Network. Seit 2003 hauptberuflich im Motorsport tätig ist er auf allen Rennstrecken in Europa zuhause. Egal ob Tourenwagen oder Endurosport, in allen Bereichen ist er der Experte.