Alex Albon feierte am Nürburgring seinen ersten Sieg und bescherte Ferrari den zweiten Erfolg in der DTM-Geschichte. In einem ereignisreichen Rennen entging der für AlphaTauri AF Corse fahrende Thailänder, vom ersten Startplatz ins Rennen gestartet, allen Zwischenfällen und siegte souverän. Der Formel-1-Ersatzfahrer von Red Bull ist der sechste Sieger im achten DTM-Rennen. Bei trockenen, guten Witterungsbedingungen komplettierten der Spanier Daniel Juncadella im Mercedes-AMG des GruppeM-Teams vor dem zweimaligen DTM-Champion Marco Wittmann im BMW von Walkenhorst-Motorsport das Podium.
Nach acht von 16 Rennen ist Kelvin van der Linde vom Audi-Team ABT Sportsline der inoffizielle „Halbzeit“-Meister der DTM 2021, obwohl der Südafrikaner an diesem Sonntag nach einer Kollision mit Liam Lawson und Mike Rockenfeller erstmals leer ausging. Mit 129 Punkten geht Kelvin van der Linde als Tabellenführer in die zweite Saisonhälfte. Sein Vorsprung auf Maximilian Götz (96) ist auf 33 Zähler geschmolzen. Neuer Dritter der Punktetabelle ist Wittmann (94), Albon (82) ist auf Rang vier vorgerückt.
Wenig Glück hatte Porsche bei der Premiere in der DTM. Wie am Samstag kam Michael Ammermüller im 911-er von SSR Performance nicht ins Ziel, hatte aber mit Startplatz vier das Potenzial deutlich aufgezeigt. Der 19-jährige Belgier Esteban Muth bescherte Lamborghini mit Rang fünf das beste Saisonergebnis. Auch Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock holte im BMW von ROWE Racing als Achter endlich seine ersten DTM-Punkte der Saison.
„Das war heute ein richtig guter Tag für mein Team und mich“, so Albon, der erste thailändische Sieger in der DTM. „Das Team hat über Nacht viel gearbeitet, und das hat sich ausgezahlt. Heute haben wir einen Schritt nach vorne gemacht, dieses Momentum wollen wir mitnehmen.“ Die Red-Bull-Ferrari-Kombination von AF Corse ist das erste DTM-Team, das in dieser Saison Rennen mit beiden Fahrern – Albon und Lawson – gewonnen hat.
Actionreiches Rennen: „Noch nie in der DTM erlebt: zeitweise fünf Autos nebeneinander.“
Wie schon am Samstag erlebten die Zuschauer auf den Tribünen atemberaubende Momente beim Start in dichtgestaffelter Zweierformation, und das wiederholte sich noch zweimal bei Safety-Car-Phasen. Von Startplatz eins stürmte Alex Albon im AlphaTauri-Ferrari an die Spitze und führte das erstmals 23 Autos zählende DTM-Feld vor Daniel Juncadella (ESP/GruppeM-Mercedes-AMG) und Michael Ammermüller (GER/SSR Performance) im Porsche an. Doch schon in der ersten Runde gab es die ersten Zwischenfälle, als der Schweizer Philip Ellis (Mercedes-AMG/WINWARD) durchs Kiesbett rodelte und anschließend diverse Carbonteile auf der Strecke verteilte. Als dann Maximilian Buhk (GER) mit dem Mücke-Mercedes-AMG nach einem Schubser in der Boxenmauer strandete, rückte das Safety-Car zum ersten Mal aus.
Als nach Runde drei der erste Re-Start erfolgte, zog Albon erneut auf und davon. Dahinter folgte schon in der zweiten Kurve das nächste Tohuwabohu mit Ammermüller, Luca Stolz im Toksport-Mercedes-AMG, Ellis und Götz. Als nach den ersten Boxenstopps Gaststarter Hubert Haupt, der nach seinen DTM-Starts 1991/1992 sowie 2001 ein Comeback feierte, mit technischem Defekt am Mercedes-AMG seines HRT-Team ausrollte, bremste das Safety-Car erneut das Feld ein. Damit war klar, dass alle, die bis zum diesem Zeitpunkt noch nicht den Pflichtstopp absolviert hatten, im Nachteil waren – und das waren acht Fahrer.
Für den nächsten Zwischenfall sorgte Liam Lawson, der in der Schikane ein optimistisches Manöver wagte, das aber nicht gelang. Dadurch schieden ausgerechnet die beiden ABT-Audi von Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller aus, Lawson kassierte eine Durchfahrtsstrafe. Als Tabellenzweiter angereist, blieb der 19-jährige Red Bull-Junior Lawson am Nürburgring ohne Punkte.
Überraschenderweise führte nach der zweiten Safety-Car-Phase der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Klien (GER/JP Motorsport) und sammelte die ersten Führungskilometer für McLaren. Albon allerdings rückte schnell näher und holte sich die Rennführung souverän zurück mit Juncadella und Wittmann im Schlepptau.
„Das war zeitweise echt extrem heute. Teilweise waren wir mit bis zu fünf Autos nebeneinander unterwegs – das war heftig. Das habe ich in der DTM noch nie erlebt, aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht“, berichtete Wittmann. „In solchen Momenten ist es immer wichtig, zwischen Risiko und Vorsicht die richtige Entscheidung zu treffen. Das ist uns heute gut gelungen.“
Dramatisches Qualifying: vier Marken in den ersten zwei Startreihen
Wie schon am Samstag, als 22 Autos innerhalb einer einzigen Sekunde lagen, lieferte auch das Zeittraining am Sonntagvormittag heiße Positionskämpfe. Für Spannung sorgten Regenschauer, die den einen oder anderen spektakulären Dreher zur Folge hatten, die aber allesamt folgenlos blieben. Obwohl der Regen stärker wurde, wurden die Zeiten am Ende besser. Und letztlich jubelte AlphaTauri AF Corse: Alex Albon (THA) bescherte dem springenden Pferd aus Maranello die erste Pole-Positon in der DTM. Dahinter folgten Mercedes-AMG mit dem Spanier Daniel Jancadella (GruppeM), BMW mit Zolder-Sieger Marco Wittmann (GER/Walkenhorst) und Porsche mit Michael Ammermüller (GER/SSR Performance). Damit waren vier Marken in den ersten zwei Startreihen vertreten. Im 23-köpfigen Starterfeld waren alle sieben vertretenen Marken unter den besten Zehn zu finden. Im Qualifying wie im Rennen demonstriert die DTM des Jahrgangs 2021 eine außergewöhnliche Ausgeglichenheit.
In der DTM geht es im Zwei-Wochen-Rhythmus weiter. Vom 03. bis 05. September gastiert die Traditionsserie auf dem Red Bull Ring in Österreich.
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