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Montag, Dezember 23, 2024

Die Meister im Gespräch: Doppelinterview mit Michael Ammermüller und Christian Engelhart

Im großen Interview blicken die neuen ADAC GT Masters-Champions Michael Ammermüller (34/Rotthalmünster) und Christian Engelhart (33/Starnberg, beide SSR Performance) auf ihr Meisterjahr zurück. Die Porsche-Piloten sprechen über ihren persönlichen Saisonhöhepunkt und sagen, was sie aneinander schätzen und wie sie die Titelentscheidung erlebten.

Herr Ammermüller, Herr Engelhart, wie lebt es sich als Meister des ADAC GT Masters?

Christian Engelhart: „Der ADAC GT Masters-Titel war für mich immer ein großes Ziel. In den letzten Jahren konnte ich hier viele Rennen gewinnen und im Vorjahr auch die Vizemeisterschaft – nun gemeinsam den Titel für Porsche geholt zu haben macht mich stolz! Jetzt arbeite ich daran, ihn zu verteidigen.“

Michael Ammermüller: „Es macht mich stolz, dass ich dazu beitragen konnte, dass ein junges Team so schnell zusammengewachsen ist.“

Wann haben Sie wirklich realisiert, dass Sie es geschafft haben?

Ammermüller: „Beim Überfahren der Ziellinie wusste ich: Das war’s, das hat gepasst. Danach war nur noch Freude.“

Engelhart: „Als wir mit dem Pokal in der Hand auf dem Podium standen.“

Es gab nach dem Titelgewinn sicherlich viele Glückwünsche. Welcher hat Sie am meisten gefreut oder überrascht?

Ammermüller: „Da brauchte es keine Worte, der Blick in die Gesichter meiner Team-Mitglieder war der beste Lohn.“

Engelhart: „Gefreut habe ich mich über jede einzelne Nachricht und natürlich auch ganz besonders für meine Mechaniker und Ingenieure, schließlich haben wir das alle gemeinsam geschafft! Besonders gefreut haben mich auch die Glückwünsche von meinem ehemaligen Teamchef Gottfried Grasser.“

Wenn Sie noch einmal auf das Finalrennen in Oschersleben zurückblicken, wie haben Sie die Titelentscheidung am Sonntag erlebt?

Ammermüller: „Das waren bange Momente am Start des letzten Rennens, als unser Porsche umgedreht wurde. Mein erster Gedanke war: Hoffentlich ist am Auto nichts kaputt. Wenn man das Finale am Sonntag so anschaut, muss ich echt sagen, da haben wir am Start viel Glück gehabt und konnten zum Re-Start von unserer regulären Position aus ins Rennen gehen.

Engelhart: „Beim Start zum Finale umgedreht zu werden hat meinen Adrenalinspiegel kurzzeitig erhöht. Aber unser Porsche ist so stabil und es war nichts Wichtiges am Auto kaputt.“

Wo ist man nervöser? Im Auto oder in der Box?

Engelhart: „In der Box. Ich wusste zwar, auf Michael können wir uns verlassen, er bringt das schon nach Hause, aber die Runden bis zur Zieldurchfahrt haben sich trotzdem endlos gezogen …“

Ammermüller: „Im Auto habe ich keine Zeit, nervös zu werden. Da konzentriere ich mich voll aufs Fahren.“

Wie groß war die Erleichterung, es dann geschafft zu haben?

Ammermüller: „Die Saison war bis dahin schon super gelaufen, der Titelgewinn war für mich die Krönung und ein riesiges Gefühl der Genugtuung, dass sich unsere harte Arbeit gelohnt hat.“

Engelhart: „Gegen Ende des Rennens schießen einem alle möglichen Gedanken durch den Kopf, was alles noch schiefgehen kann – da war die Erleichterung nach unserer Zieldurchfahrt natürlich riesengroß.“

Welche Bedeutung hat der Titelgewinn für Sie persönlich?

Engelhart: „Ich bin seit 2012 jedes Jahr immer unter den ersten drei in diversen Meisterschaften gewesen. Um dann auch den Titel zu holen, muss neben der Konstanz auch einfach alles passen. Nach den europäischen Titeln in der Blancpain Series 2017 ist für mich der Traum vom Gewinn des ADAC GT Masters damit nun auch in Erfüllung gegangen. Meine Herangehensweise ändert sich dadurch aber nicht, denn mein Ziel ist, diese Erfolgsserie fortzusetzen.“

Ammermüller: „Dieser Titelgewinn wird in meiner Karriere immer einen besonderen Stellenwert haben, konnten wir doch mit einem neuen Team gleich im Premierenjahr Meister werden.“

Sie sind nicht nur Meister geworden, sondern haben mit drei Triumphen auch die meisten Siege geholt. Was war das Geheimnis für den Erfolg?

Engelhart: „Der Zusammenhalt im Team war ein ganz wichtiger Faktor – dazu zählt jeder Einzelne im Team und das gegenseitige Vertrauen, jeder konnte sich während der Saison immer und jederzeit auf den anderen verlassen.“

Gab es für Sie Schlüsselmomente in der Saison, die rückblickend eine wichtige, entscheidende Rolle im Titelkampf gespielt haben?

Engelhart: „Für mich gab es nicht den einen Schlüsselmoment. In so vielen Jahren ADAC GT Masters hatten wir dieses Jahr, so denke ich, die engste Competition um den Titel. Wichtig war, beim Finale alles auf den Punkt zu bringen. Das ist uns gelungen.“

Ammermüller: „Wir haben nie aufgegeben, auch wenn es mal im Training nicht so lief, und bis auf ein Rennen immer gepunktet.“

Wann haben Sie denn erstmals geglaubt, dass es mit dem Fahrertitel klappen könnte?

Ammermüller: „Als wir nach Oschersleben zum Finale gereist sind, hatte ich so ein Gefühl, dass es klappen könnte.“

Engelhart: „Nach dem Sieg im ersten Rennen beim Finale habe ich mir gesagt: Mensch, jetzt werden wir es packen.“

Sie kennen sich schon viele Jahre, sind aber vor dieser Saison nie Teamkollegen gewesen, sondern oft Gegner. Wie würden Sie Ihren Teamkollegen charakterisieren, was zeichnet ihn aus?

Ammermüller: „Christian ist ein unheimlich positiver Mensch und wirklich schnell.“

Engelhart: „Michael behält dank seiner großen Routine immer den Überblick und ist speziell in Rad-an-Rad-Kämpfen bärenstark.“

Ihr Rennstall SSR Performance hat 2020 seine erste komplette Saison im ADAC GT Masters bestritten. Hatten Sie auf Anhieb eine solch starke Saison erwartet?

Ammermüller: „Ich wusste zwar, dass wir die richtigen Leute an Bord haben und ich mit Christian einen schnellen Teamkollegen habe, aber dass es gleich im Premierenjahr klappen würde, habe ich nicht erwartet.“

Engelhart: „Ich habe gehofft, dass wir in der Spitzengruppe mitfahren können. Ich gebe immer alles und habe versucht, meine Erfahrung mit einzubringen. Aber dass es gleich mit dem Titel etwas werden würde, das war nicht vorauszusehen.“

Wer war rückblickend ihr härtester Gegner im Titelkampf?

Ammermüller: „Es ist schwer, ein Team da herauszuheben, in der ADAC GT Masters ist die Spitze unheimlich breit.“

Engelhart: „Da sind definitiv einige tolle Teams zu nennen, beispielsweise: Precote Herberth Motorsport, Toksport WRT und Rutronik Racing, die sind mit uns bis zum letzten Rennen um den Titel gefahren! Das hat die Sache ja so spannend gemacht – drei Marken, acht Fahrer hatten noch Chancen auf den Titel im letzten Rennen!“

Viele Teams geben ihren Rennwagen einen Spitznamen. Hat Ihr Meisterauto eigentlich auch einen?

Engelhart: „Porsche ist Porsche – einen besseren Namen gibt es nicht.“

Können Sie schon einen Ausblick auf die Saison 2021 geben? Bisher ist es noch niemandem gelungen, den Titel im ADAC GT Masters zu verteidigen. Nehmen Sie die Herausforderung an?

Ammermüller: „Das würde ich gerne, mal sehen, was die nächsten Wochen bringen.“

Engelhart: „Es ist zwar noch zu früh, darüber zu reden, weil derzeit noch nichts fixiert ist. Aber als Fahrer plane ich 2021 fest mit dem ADAC GT Masters. Ich möchte gerne meinen bisher 15 Siegen noch weitere folgen lassen. Außerdem ist die „Liga der Supersportwagen“ sicher nicht nur für mich die attraktivste Serie im GT3-Motorsport.“

Foto: Gruppe C Photography

Denis Guenther
Denis Guenther
Denis Günther ist der Kopf vom motorsport-life.com Network. Seit 2003 hauptberuflich im Motorsport tätig ist er auf allen Rennstrecken in Europa zuhause. Egal ob Tourenwagen oder Endurosport, in allen Bereichen ist er der Experte.