Bernd Schneider hat fünf Mal die DTM
gewonnen, gilt als „Mr. DTM“. Der gebürtige Saarländer genießt hohes Ansehen in
der Szene, sein Wort hat also Gewicht. Und der eher als zurückhaltend geltende
Bernd Schneider gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von DTM-Trophy-Champion
Tim Heinemann spricht. „Sein Speed ist beeindruckend.“ Vor zwei Jahren hat
Heinemann den ehemaligen DTM-Star überzeugt, der ihn fortan förderte. In der
Saison 2020 startete der 23-Jährige in der neuen DTM Trophy, um im Umfeld der
DTM sein Können zu zeigen – in einer neuen Rennserie, in der nur der Fahrer
zählt, in der es keine Fahrerwechsel gibt, und die sich von Anfang an als
hochkarätige Rennserie etablierte. Tim Heinemann machte genau das: Er zeigte
sein Können, gewann sechs Rennen in Folge, stand weitere drei Mal auf dem
Podium und eroberte den Titel im Sturm, bereits vor dem noch ausstehenden
Finale vom 06. bis 08. November in Hockenheim.
Titelgewinn im
virtuellen Motorsport beschert ihm das reale Cockpit
„Es ist beeindruckend, wie Tim die Dinge umsetzt. Er hält sich an das, was man
ihm sagt, arbeitet sehr professionell – und er macht nichts kaputt“, beschreibt
Schneider die Vorzüge seines Schützlings. Dabei klingt die Geschichte des Tim
Heinemann wie ein modernes Märchen. 2010 und 2011 fuhr er Kartrennen, aber mehr
als Hobby. Er wechselte zum SimRacing und fand im virtuellen Motorsport in die
Erfolgsspur. 2018 gewann er eine im DTM-Umfeld von Mercedes ausgeschriebene
virtuelle Meisterschaft. Der Lohn: Testfahrten im GT4- und GT3-Sportwagen –
unter den Augen von Bernd Schneider, und gegen den Rekordmeister. Schneider war
verblüfft: „Tim war genauso schnell wie ich.“ Und das, obwohl mit
Langstrecken-Spezialist Manuel Metzger noch ein Rennfahrer an Tims Seite saß.
„Im GT4 war ich einen Tick schneller“, korrigiert Heinemann mit einem Lächeln
und ergänzt mit tiefer Dankbarkeit: „Bernd spielt eine große Rolle. Wir haben
fast täglich Kontakt, und er hilft mir mit Rat und Tat.“
Es ist ein starkes Paket, auf das Tim Heinemann bauen kann. Bernd Schneider
zählt genauso dazu wie der ausgereifte Mercedes-AMG GT und vor allem das Team
HP Racing International. Daniel Weber hat als Teammanager und
Fahrzeug-Ingenieur eine Schlüsselfunktion. „Wir sind ein kleines Team, wir sind
wie eine Familie“, sagt Weber. Dass der Rennstall aus dem
baden-württembergischen Weil der Stadt nur ein Auto einsetzt, hat Vor- und
Nachteile: Einerseits gibt es keinen Teamkollegen, mit dem Tim Heinemann die
Daten vergleichen könnte, andererseits konzentriert sich das Team zu hundert
Prozent auf ihn. „Wir ziehen an einem Strang, jedes Wochenende aufs Neue“, so
Weber.
Nächstes Ziel: mit
einem GT3-Sportwagen in der DTM
„Die Vorbereitung von Tim auf die Rennen ist einfach mega“, sagt der
Fahrzeug-Ingenieur. „Er zieht sich endlos Daten und Videos rein und setzt all
das beim Rennen fehlerlos um. Er geht unglaublich konzentriert zu Werke, ist
sehr ehrgeizig, hinterfragt alles, verträgt auch Kritik und ist immer auf den
nächsten Schritt fokussiert.“ Der nächste Schritt – das ist die große Frage.
Wohin führt ihn sein Weg nach diesem Titelgewinn? „Ich sehe ihn in der GT3, am
besten in der DTM“, sagt Bernd Schneider. „Wir würden ihn gern behalten und mit
ihm den Weg weitergehen“, ergänzt Daniel Weber. Und wie lautet das Ziel von
Time Heinemann? „Ich will mich weiterentwickeln, will nicht stehen bleiben.
Also würde ich gerne eine Stufe aufsteigen, am liebsten in die GT3. Mein Ziel
ist die DTM, das wäre mein Traum“, fasst Tim Heinemann seine Pläne in Worte.
Heinemann, in Essen geboren und in Heinsberg aufgewachsen, wohnt mittlerweile
in Fichtenberg. Als Industriekaufmann arbeitet er bei einem
Fahrwerks-Unternehmen, das auch im Motorsport aktiv ist und zu dem auch ein
SimRacing-Anbieter gehört. Da schließt sich der Kreis. Am liebsten sitzt er im
Cockpit. Zeit verbringt er aber auch mit SimRacing, beim Laufen und beim
Tennis. Selbst bezeichnet er sich als Spaßvogel, „als lockeren Typ, mit dem man
Spaß haben kann.“ Im Fahrerlager wirkt Tim Heinemann allerdings eher anders,
eben konzentriert, fokussiert. So ist Bernd Schneider auch sicher, dass Tim
Heinemann seinen Weg machen wird, allein schon aufgrund seines „beeindruckenden
Speeds“, und der ist im Motorsport immer noch das Wichtigste.
DTM-Rekordmeister Schneider über DTM-Trophy-Champion Heinemann: „Sein Speed ist beeindruckend.“
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